Eignen sich LEDs zum Cannabis-Anbau? – Schon seit 10 Jahren!

Mit etwas Schmunzeln habe ich soeben bei Spiegel Online einen Artikel darüber gelesen, dass Philips scheinbar 10 Jahre lang LED-Lampen für Cannabis-Plantagen lieferte. 2012 stoppte man damit, teilte aber mit, dass es sich nicht um illegale Tätigkeiten handele.

Philips LED auf Cannabis Farm

Nicht nur Energiesparen kann die LED scheinbar: Auch berauschend kann sie wirken!

Was war geschehen?

Über 10 Jahre hatte Philips über diverse Zwischenhändler wissentlich LED-Lampen an Cannabis-Farmen ausgeliefert. “Es ist nicht illegal, die LED-Leuchten an Händler mit Verbindungen zur Cannabis-Szene zu verkaufen”, so Philips-Konzernsprecher Eric Drent ggü. SPON. “Aber es ist etwas, das wir dennoch nicht mehr tun wollen.”

Warum sollte man LEDs für den Cannabis-Anbau benutzen?

Der eine oder andere fragt sich nun vielleicht, warum man überhaupt LEDs für die Zucht der THC-haltigen Pflanzen verwenden sollte. Hier einige Überlegungen meinerseits dazu:

  • Pflanzen benötigen kein Vollspektrum-Licht, bereits einige wenige Wellenlängen genügen. Es würde sich also anbieten, mit günstigen engbandigen LEDs genau diese Wellenlängen abzudecken. Ich habe vor einigen Jahren bereits einmal mit Küchenkräutern und LED-Licht experimentiert. Dies klappte gut, scheiterte aber letztendlich daran, dass die Kräuter auf engem Raum von Schädlingen befallen wurden. Ich entschied mich dann – wie jeder normale Mensch auch – die Kräuter auf die Fensterbank zu stellen.
  • Einige (wenn nicht sogar die meisten) der Plantagen sind sicherlich illegal. Sonnenlicht kann also wohl nur begrenzt zum Anbau verwendet werden. Außerdem reicht das Sonnenlicht oft nicht aus, um den Ertrag pro Fläche zu maximieren. Beim “legitimen” Anbau von Salat, Gemüse oder weiterem ist das kein Problem, da Ackerland problemlos erweitert werden kann. Somit besteht Bedarf an künstlicher Belichtung.
  • Da hierbei sehr schnell enorme Stromkosten entstehen (auffällig, falls illegal – außerdem teuer), liegt der Fokus wohl schon lange darauf, Energiesparende Lampen zu verwenden. Die erste Wahl war hierbei wohl schon länger Entladungslampen. Diese zeichnen sich allerdings durch eine starke Hitzeentwicklung auf (auffällig) und emittieren ggf. mehr Licht (falsche Wellenlängen), als die Pflanzen wirklich benötigen. Daher wurden LEDs mit der Zeit interessant.

Was ist davon zu halten?

Ich möchte bewusst nicht darauf eingehen, was von Cannabis im allgemeinen zu halten ist. Dies wäre eine niemals endende Diskussion, um die es hier nicht gehen soll. Dagegen soll es darum gehen, was davon zu halten ist, dass Philips wissentlich (über Zwischenhändler) diese LEDs an Cannabis-Farms ausgeliefert hat. Ich persönliche sehe dabei ehrlich gesagt kaum Probleme. Schließlich kann ein Messerverkäufer aus Solingen auch nicht kontrollieren, ob die Messer nicht gekauft werden, um gewaltvolle Straftaten zu begehen. Genauso wenig kann ich VW dafür verantwortlich machen, dass ein Bully bei einem Banküberfall benutzt werden könnte. Ich sehe die Sache also recht gelassen, frage mich jetzt aber natürlich:

Wie seht ihr das ganze? Ist der Verkauf von LED-Lampen an Cannabis-Farmen verwerflich? Ich freue mich über Kommentare

Bild: flickr.com / West Midlands Police (Lizenz: CC BY-SA 2.0)

Etienne

Etienne

Etienne ist der Gründer dieses Blogs kümmert sich im echten Leben um die Entwicklung, Gestaltung und Vermarktung von Webseiten wie dieser. Er ist großer Fan von hoher Energieeffizienz und beschäftigt sich daher schon seit vielen Jahren mit der LED-Technologie. Etienne kann man auch auf finden oder per Email erreichen.
Etienne
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5 Responses

  1. Hey Etienne,

    also ich sehe das ganze in einem anderen Licht. Vielleicht ist es in dem Fall Cannabis gewesen, aber wie wäre es denn, wenn man nun ganz normale Plantagen mit diesem künstlichen Licht ausstatten würde? Ich sehe hier enormes Potential speziell bei Blumenläden, Gärtnern und anderen Gewächshäusern. Die Verkaufsräume könnten mit LEDs ausgestattet werden, um die Pflanzen zum einen in das Recht Licht zu rücken, zum anderen aber auch die Wellenlängen zu geben, die sie benötigen.
    Auch was die kommerzielle Hanfproduktion angeht. Es muss nicht bedeuten, dass man unbedingt Rauschgift produzieren möchte. Hanf kann so viel mehr! Z.b. Hanfkleidung, Hanfseile. Hanf ist für viele Allergiker das Mittel der Wahl, um Kleidung anzuziehen, die nicht sofort anfängt Ausschläge auszulösen.
    Also wie gesagt: Ich sehe das sehr gelassen.

    Grüße
    Christian

    • edit:

      allerdings muss ich sagen, dass die Anschaffungskosten für LEDs extrem hoch sind. Ich habe eben noch ein kleines Gespräch mit einem Pflanzenzüchter gehabt. Eine grobe Überschlagung hat ergeben, dass man gut 400€ für eine 50.000 LED-Lampe ausgeben müsste und dabei nur knapp 10-20% Energie einsparen könnte, verglichen mit einer 600W Natrium-Hochdruckdampflampe (die aktive Kühlung der LEDs nicht mit eingerechnet). Die Anschaffungskosten für eine NDL sind dagegen bei nur knapp 20-30€. Natriumdampflampen gehören zu den besten Lampen was das Lumen/Watt Verhältnis angeht. Sie können locker 50-80 lm/W erreichen. LEDs dagegen sind zwar etwas effizienter und strahlen das Licht auch nur in eine Richtung ab, aber wenn man das ganze aufrechnet, dann könnten NDL Lampen doch um einiges günstiger sein im Betrieb. Eben auf Grund des doch sehr guten Wirkungsgrades der NDL.

    • Etienne says:

      Hi Chris,

      der Vergleich mit der Natriumdampflampe wäre so zwar richtig, wenn man das ganze Spektrum des Lichts für die Pflanzen verwerten könne. Wenn ich mich recht erinnere (das ist jetzt nur aus dem Kopf raus – aber ich werde es demnächst nochmal genau nachschauen), absorbieren Pflanzen quasi nur zwei verschiedene Wellenlängen. Das eine war ein Blau-Ton, das andere ein Rot-Ton. Beide sind im natürlichen Sonnenlicht recht stark enthalten. Das restliche Licht interessiert die Pflanze aber nicht (bzw. nur deutlich weniger). Wenn ich nun also die Einheit Lumen nehme, habe ich da ein Haufen Licht anderer Wellenlängen mit drin, das für die Pflanzen aber ganz irrelevant ist. Aus Wikipedia: Als photometrische Einheit berücksichtigt das Lumen (abgekürzt lm) die Empfindlichkeit des menschlichen Auges. (fett von mir). Wenn es also darum geht, einen Raum für einen Menschen zu erleuchten würde ich dir sofort zustimmen: Unter Berücksichtigung der Anschaffungskosten ist die NDL klar die bessere Wahl. Wenn wir jetzt aber bedenken das aus denen 80lm, die die Natriumdampflampe pro W ausstrahlt, nur ein Bruchteil für die Pflanze relevant ist, sieht die Rechnung ganz anders aus. Dann haben die LEDs nämlich eine sehr gute Chance, wenn man LEDs findet, die primär auf die entscheidenden Wellenlängen passen.

      Ich könnte mir durchaus auch vorstellen hier für den Blog einen Test zu machen. Rot/Blaue LEDs vs. weiße LEDs vs. Natriumdampf oder sowas. Natürlich nicht mit Cannabis, aber mit irgendeiner anderen Nutzpflanze. Z. B. Küchenkräuter oder irgendwelches kleines Gemüse, das man im Topf ziehen kann.

      Ansonsten stimme ich dir zu, sollte so ein Test erfolgreich verlaufen, wäre da enormes Potential in zielgerichteter Beleuchtung (also nur die entsprechenden Wellenlängen) auch für kommerzielle Gärtnereien oder Gewächshäuser.

      Klar hat Hanf auch noch Nutzen außer der berauschenden Wirkung des THC. Aber wie du auch sehe ich auch Potential für alle anderen Pflanzen.

  2. Zeitgeist says:

    Hi, interressanter Beitrag. Leider auch schon etwas älter. Das Thema Rot Blau ist bereits wieder in den Hintergrund getreten, da es aktuell HP Leds in WW gibt, die ne NDL ersetzen können. Vllt wär es interressant über diese Generation zu berichten. Hier mal so ein Model was ich meine. http://www.benshorticulturelighting.de

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